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Seit Wochen lesen wir, wie erfolgreich die SRF YouTube Strategie die «Jungen» Zuschauer erreicht. Ich habe mir die Werte etwas genauer angeschaut und mit "TV klassisch" verglichen. Die Unterschiede sind riesig.

Stattliche 16'160 Stunden SRF Inhalte würden auf YouTube pro Tag genutzt. Wohl gemerkt von allen YouTube Nutzern, nicht nur von den Jungen. In einem weiteren Artikel erfahren wir, das auf YouTube täglich 233'000 Videostarts von SRF Content stattfinden. Dafür werden von SRF nicht weniger als 22 YouTube Kanäle betrieben und verursachen entsprechend auch Kosten, welche aber nicht genauer beziffert wurden. Aus einer parlamentarischen Anfrage aus dem Jahr 2017 wissen wir, dass der Betrieb der damals 108 Facebook, 54 Twitter, 32 Instagram Accounts und über 42 YouTube Channels SRF rund 56 Mio. Franken gekostet hat.

YouTube Nutzung im Vergleich mit TV munzig

Ich habe mir erlaubt, die SRF YouTube Nutzung mit SRF Inhalten auf den klassischen TV Vektoren zu vergleichen. Ergebnis: im Vergleich zu TV ist die YouTube Nutzung ziemlich munzig. Täglich werden 3'198'033 Stunden SRF Inhalte am TV konsumiert. Damit verglichen, mögen die 16'160 Stunden auf YouTube nicht mehr ganz so zu beeindrucken.

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Sind 233'000 Videostarts auf YouTube viel?

Ähnlich sieht es bei den «Videostarts» aus. Mirko Marr, Forschungsleiter der Mediapulse AG, hat kürzlich auf der SGKM-Jahrestagung im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit von Kennwerten vorgeschlagen, Ein- und Umschaltvorgänge im klassischen TV als Äquivalent für Online-Videostarts zu betrachten. Seine darauf aufbauenden Auszählungen der Mediapulse TV-Daten zeigen u.a., dass die drei SRF-TV-Sender im Jahr 2018 alleine in der Deutschschweiz 9.1 Mio Videostarts pro Tag verzeichnen. Im Vergleich dazu generieren die SRF-Angebote auf YouTube gerade einmal 233‘000 Videostarts. Aber mal ehrlich. Wen interessieren denn die Videostarts?

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Durchschnittliche Nutzungsdauer im Vergleich

Die durchschnittliche Nutzungsdauer ist doch schon eher ein Indikator für die Qualität. Bei SRF TV liegt die durchschnittliche Nutzung pro «gestartetes Video» (Ein-/Umschaltvorgang) bei 18 Minuten, bei YouTube sind es lediglich 4 Minuten. Dies liegt aber nicht nur am Online-Kurzfutter. SRF lädt nämlich auch ganze DOK Sendungen, ja sogar Champions League Viertelfinal Matches auf YouTube hoch, alle mit Laufzeiten zwischen 30 Minuten bis über 2 Stunden.

Seltsame SRF Digital/Content Strategie

Eine seltsame Strategie für ein öffentlich-rechtliches Medienunternehmen wie SRF, welches doch über eine eigene voll ausgebaute Medienplattform verfügt. Teaser und Trailer auf YouTube und anderen relevanten Onlineplattformen, um dann die User auf die eigene Mediathek zu lotsen, wären ein deutlich smarterer Weg. Dies auch, weil bei der Billag Diskussion mehrfach darauf hingewiesen wurde, wie wichtig eine starke unabhängige SRG für das Land und unsere Demokratie ist. Die Förderung von ausländischen Medienplattformen mit gebührenfinanziertem Schweizer Content gehört aber eher nicht dazu. Einen Lichtblick gibt es aber diesbezüglich. Die neue Direktoren von SRF, Nathalie Wappler, überprüft zur Zeit alle Aktivitäten und hat Neuerungen und Veränderungen angekündigt.

Walled Garden YouTube vs Mediapulse

Abschliessend müssen wir auch bedenken, dass im Gegensatz zur TV Nutzung, welche von der Mediapulse AG im Auftrag des Bundes nach geprüften wissenschaftlichen Methoden transparent erhoben werden, die Schweizer YouTube Kennziffern Selbstdeklarationen von Google sind, welche nicht von unabhängigen Auditoren überprüft werden können. In einer Zeit, in der globale Medienplattformen mehrfach der Falschberechnung und bewussten Schönung von Kennzahlen überführt wurden, keine wirklich vertrauenserweckende Basis.

Fazit:

Die absoluten Zahlen der Nutzung von SRF-Angeboten auf YouTube mögen auf den ersten Blick beeindrucken, in Relation zu den Nutzungswerten, welche die SRF-Sender auf den klassischen TV-Geräten erzielen, sind sie jedoch munzig.

Zum einen entspricht die auf YouTube generierte Anzahl Videostarts gerademal 2 Prozent aller Bruttokontakte, die pro Tag auf dem klassischen Vektor erzielt werden. Zum anderen würde eine Addition der YouTube-Nutzungsdauer auf die TV Nutzungsdauer das SRF Nutzungsvolumen um gerade einmal 0.5 Prozent erhöhen.

 

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