Die MACH 2017-2 ist publiziert. Überall erscheinen lange Artikel über die unzähligen Veränderungen der Print Leserschaft. Dabei sind nur bei 3 Zeitungen signifikante Veränderungen feststellbar, welche nicht durch Messungenauigkeit der Marktforschung zu erklären sind. Für alle anderen der 400 Titel gilt: Leserschaft stabil. Ein Vorjahresvergleich zeigt aber Erstaunliches:
Gerademal 3 Zeitungen weisen signifikante Veränderungen von der letzten zur aktuellen Messung auf. Blick verliert rund 8% (43'000), der Tagesanzeiger 10% (44'000) und der Winterthurer Stadtanzeiger 21% (13'000) seiner Leser. Alle anderen Zeitungen wurden mehr oder weniger gleich gelesen wie vorher.
Bei den Zeitschriften gibt es mehr Veränderung. Der grosse Gewinner heisst im 2017 Bilanz mit 21% mehr Lesern (21'000) als in der Vorperiode. Der grösste Verlierer ist die WoZ Die Wochenzeitung die 24% ihrer Leserschaft (24'000 Leser) verliert.
Lesermarkt stabil aber Anzeigenmarkt rückläufig?
Fazit: die Printmediennutzung in der Schweiz ist stabil. Vom Sterben der Presse aufgrund von Leserschwund und Abokündigungen kann nicht die Rede sein. Aus dieser Sicht ist es nicht nachvollziehbar, warum immer weniger Werbegelder in Print fliessen. An der Werbeleistung liegt es nicht. Hat Print ein Wahrnehmungs- bzw. Imageproblem?
Vorjahres- statt Halbjahresvergleich
Wer nur die kurzfirstigen Veränderungen zwischen der Messung 2017-1 und 2017-2 vergleicht, sieht nicht das ganze Bild. Darum sind Vorjahres- oder Langfristvergleiche interessant. Wir haben uns zusätzlich zu den neuesten auch noch die Vorjahreszahlen angeschaut und stellen fest was eher kurzfristige Schwankungen sind und wo sich Vorjahres-Trends fortsetzen:
Tages- und Wochenzeitungen
Beim Blick handelt es sich um die Fortsetzung der sinkenden Leserzahlen. Insgesamt hat der Blick im Vorjahresvergleich 12% seiner Printleser verloren (62'000). Beim Tagesanzeiger liegt der Verlust insgesamt bei 9% (43'000) da in der Messung 2017-1 ein Leserzuwachs von 1% zu verzeichnen war. Schwerer hats nur den Winterthurer Stadtanzeiger getroffen, der innert Jahresfrist fast einen Drittel (31%) seiner Leserschaft verloren hat.
Zeitschriften
Hier wird klar, dass die Bilanz ihren Leserschwund wohl erfolgreich in eine Zunahme verwandelt hat. Der grosse Erfolg wird durch den Verlust von 11% in der MACH 2017-1 getrübt, was im Jahresvergleich zu einer Zunahme von "nur" +8% oder 9'000 Lesern resultiert. Der Ktipp hat, zwar zur letzten Erhebung 5% Leser verloren, verglichen mit den Vorjahreszahlen aber netto einen Leserzuwachs von +3% zu verzeichnen. Wenn man in Betracht zieht, dass alle anderen sieben oben aufgeführten Titel mit signifikanten Veränderungen Leserverluste zu verzeichnenen haben, ein beachtlicher Erfolg.
Hart trifft es Joy und WoZ. Beide verlieren in einem Jahr mehr als einen Viertel ihrer Leserschaft. Alle nicht aufgeführen Zeitschriften, können auf eine treue und stabile Leserschaft zählen.
Signifikanz und Relevanz
Ein Schlusswort noch zur Relevanz. Relevante Leserschafts Veränderungen treten dann ein, wenn die Veränderung grösser ist, als die Messungenauigkeit der Studie, welche durch die Hochrechnung der Stichprobe entsteht. Dann spricht man von signifikanten Veränderungen. Lassen Sie sich also nicht von vermeintlichen Leserschaftsgewinnen und -Verlusten irritieren, welche nicht nachgewiesen signifikant sind.
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